Aero-Club Bamberg e.V.
Deutsche Meisterschaft in Stendal

Die Deutschen Meisterschaften im Segelflug endeten am 19. Juli 2019 nach 7 Wertungstagen in der Offenen Klasse und 6 Wertungen in der Doppelsitzerklasse. Ausgetragen wurden sie zusammen mit den Vorweltmeisterschaften in der 18m-Klasse in Stendal, rund 120 km westlich von Berlin, wo im nächsten Jahr die Weltmeisterschaften stattfinden werden. Als Hansestadt im Jahr 1160 gegründet, bietet die Stadt mit heute über 40.000 Einwohnern nicht nur einen kulturellen Hintergrund, sondern hat einen für Sportflieger sehr großzügigen ehemaligen Militärflugplatz, der für solche Veranstaltungen bestens geeignet ist.
Vom Aero-Club Bamberg haben sich in der Offenen Klasse Horst Singer mit einem 7. Platz beim Qualifikationswettbewerb 2018 in Bayreuth qualifiziert, das war übrigens sein erster Segelflugwettbewerb überhaupt, und in der Doppelsitzer-Klasse Hans Jürgen Schmacht, der ebenfalls einen 7. Platz beim Quali-Wettbewerb in Brandenburg erreicht hatte. Co-Pilot war Martin Heide, Konstrukteur der ASH-Flugzeuge bei Alexander Schleicher in Poppenhausen und jetzt im Ruhestand.
Das Segelflugwetter ließ zu Beginn nur relativ kleine Aufgaben zu. Trotzdem konnte Horst sich am ersten Tag (Montag 09.07.) gleich mit einem 14. Platz noch vor etlichen international erfahrenen Piloten behaupten, immerhin flogen ja auch Europa- und Weltmeister in der Offenen Klasse mit. An diesem Tag ist die Doppelsitzer-Klasse wegen zu schlechten Wetterbedingungen nicht geflogen.
 

Horst Singer in seiner EB29
Horst Singer in seiner EB29​​​


Der 10.07. bot etwas besseres Segelflugwetter, so flog die Offene Klasse nach Nordwesten und sollte 305 km mit 2 Wendepunkten umrunden. Horst schaffte das in knapp zweieinhalb Stunden mit einem Schnitt von gut 123 km/h. Der Lohn dafür: ein hervorragender 5. Tagesplatz und in der Gesamtwertung nun der 13. Platz.
Hans Jürgen hatte 297 km mit 4 Wendepunkten Richtung Südost zu fliegen, er benötige mit 2:37 Std. 10 Minuten länger als die Besten, das ergab nur Rang 17.
Am nächsten Wertungstag, dem 11.07, war eine Strecke von 245 km für die Offene Klasse zu bewältigen. Horst hatte  riesiges Pech: Wegen eines Anzeigefehlers endete sein Wertungsflug zu tief am Ziel und er musste 95 Strafpunkte akzeptieren, die ihn vom Tagesplatz 13 auf den 22. Platz zurückwarfen.
Hans Jürgen ist mit einem 7. Tagesplatz in der Gesamtwertung um 3 Ränge auf Platz 14 nach oben geklettert.  
Am 13.07. wurden für beide Klassen sogenannte Area-Aufgaben gestellt, hier dürfen die Piloten sich Wendepunkte innerhalb bestimmter Gebiete selbst auswählen. Wer die größte Strecke fliegt, erzielt damit die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit, denn eine minimale Flugzeit ist vorgegeben. In der Offenen Klasse erzielte der beste Teilnehmer eine Strecke von 414 km mit einer Geschwindigkeit von 125 km/h, Horst erreichte mit fast 357 km einen Schnitt von über 116 km/h und war mit Tagesplatz 8 wieder weit oben dabei. In der Gesamtwertung war er nun schon auf dem 17. Rang gelistet.
Bei Hans Jürgen lief es ebenfalls nicht schlecht, er ist 275 km weit geflogen mit einer Geschwindigkeit von 110 km/h, der beste an diesem Tag erreichte 114 km/h. Trotz eines 16. Tagesplatzes schob er sich auf dem 11. Gesamtplatz.
Das Wetter wurde am 17.07 spürbar besser und so konnten beide Klassen Aufgaben von Stendal aus in den thermisch sehr guten Südosten fliegen. Die Offene Klasse umrundete vier Wenden mit insgesamt 428 km, die Doppelsitzer 3 Wendepunkte mit 372 km. Horst benötigte 3:35 Stunden für diese Strecke, was einem Durchschnitt von fast 120 Stundenkilometern entspricht. Und in der Gesamtwertung ging es wieder 2 Plätze nach oben, nun auf Rang 15. 
Hans Jürgen hatte eine Strecke von 372 km vor sich, ebenfalls nach Südosten. Nach knapp 3 Stunden war er wieder zurück, der Schnitt damit 128 km/h und ein Tagesplatz 11, an der Gesamtplatzierung änderte sich nichts, weiterhin Rang 11.
Der vorletzte Wettbewerbstag, der 18.07. brachte sehr gutes Flugwetter und dementsprechend große Aufgaben. Die Offene Klasse musste zuerst 250 km nach Südosten bis nach Polen und anschließend Berlin nördlich umrunden, bevor es zurück nach Stendal ging – gesamt 605 km! Der Abflug erfolgte um 12 Uhr und nach knapp viereinhalb Stunden meldete Horst die Zielankunft im Funk. Das waren 135 km/h im Durchschnitt und mit Platz 1 der Tagessieg, welchen er sich Punktgleich mit einem Bayreuther Kollegen teilte, knapp vor dem mehrfachen Weltmeister Michael Sommer, welch ein Erfolg bei seiner ersten Deutschen Meisterschaft! In der Gesamtwertung ein Sprung um 5 Plätze auf den 10. Rang.
Ähnlich gut hätte es auch für Hans Jürgen laufen können. Bei seinem Flug über 473 km in Richtung Südosten hatte er das Teilnehmerfeld eingeholt und war kurz vor dem Endanflug sogar im Vorteil. Leider brachten die noch gut aussehenden Wolken am Heimweg nicht das erwartete Steigen und er musste sich die letzten Meter mühselig und mit Zeitverlust erkämpfen. Das brachte nur den Tagesplatz 28 und damit ist er auf Gesamtplatz 16 gerutscht.
Am letzten Wettbewerbstag, dem 19.07. sah das Wetter morgens wirklich nicht nach Flugwetter aus, trotzdem ließ die Wettbewerbsleitung den Startaufbau vornehmen. Die Offene Klasse musste 276 km nach Nordwesten mit zwei Wendepunkten fliegen, die Doppelsitzer 278 km mit ähnlichen Wenden. Von Westen her sollte das Wetter besser werden, deshalb wartete man vor dem Abflug auf die Besserung. Tatsächlich stellte sie sich ein und die Thermik wurde zunehmend stärker. In der Offenen Klasse flogen die Tagessieger etwa eine Viertelstunde später ab als die meisten Teilnehmer. Sie erzielten eine Schnittgeschwindigkeit von 130 km/h. Horst erreichte mit 123 km/h einen ausgezeichneten 5. Tagesplatz und verbesserte sich damit auf den 9. Gesamtplatz.
Hans Jürgen erwischte es einen Tick besser als die Meisten und konnte die Aufgabe nach 2 Stunden 38 Minuten als Zweiter beenden und damit um 6 Plätze auf den 10. Gesamtplatz hochrutschen.
 

Hans Jürgen Schmacht (l.) und Martin Heide
Hans Jürgen Schmacht (l.) und Martin Heide


Fazit: Es war das Wetter betreffend eine sehr anspruchsvolle Meisterschaft. Die Leistungsdichte in den Klassen war sehr hoch, ein kleiner Fehler hatte spürbare Punktverluste zur Folge. Trotzdem hat es wieder sehr viel Spaß gemacht, sich mit Anderen sportlich zu messen und die Fliegerkollegen aus dem ganzen Land zu treffen, diesmal sogar fast international.