Mich hat die Fliegerei noch nie östlicher gebracht als nach Prag-Letňany und Wiener Neustadt und da Ungarn schon lange auf meiner Liste stand, wieso das Hobby nicht mit einem Städtetrip kombinieren.
Samstag, 27.07. soll es losgehen. Also Flugplan am 25. schon aufgegeben mit irgendeiner Route, die keinen besonderen Regeln folgt. Klar ED-R umfliegen und in Wien auf die Gnade der Controller hoffen (klappt eh fast nie).
Abflug und Strecke:
Also, am Samstag um 8.30 Uhr LOC geht’s los. Koffer und Utensilien eingeladen, alles gecheckt am Flieger und es kann losgehen. Natürlich regnet es schon wieder bei meinem Abflug, dies scheint mein Schicksal zu sein. Letztes mal mit Chris Edel nach Mali Losinj hat es auch das Regnen und Gewittern angefangen.
Also Regen und Gewitter umfliegen und ab auf ca. 9000ft.
Das Streckenwetter soll laut Vorhersage passen und ich habe einen Tailwind von immerhin 11kts. So wird die Strecke dann doch etwas schneller gehen, als die geplanten 3 Stunden.
Ich funke auf der Strecke nur Englisch, dann erspare ich mir das Umdenken ab der Grenze und im kontrollierten Luftraum. Bis Österreich höre ich nichts vom FIS nach meinem Initial Call. Also nur Frequenzwechsel zu Wien. Gleich nach der Grenze frage ich an, ob sie für mich den Durchflug durch den Wiener Luftraum regeln können. Zurück kommt „We will coordinate that…“. Natürlich hat der Durchflug dann doch nicht geklappt, weil zu viel los war, also runter auf niedrige Höhe und im Süden Wien CTR umfliegen mit seinen ganzen Hügeln.
Landung Tököl:
Danach kommt ja gleich die ungarische Grenze und ab hier wird es entspannt. Die Ungarn sind nett und es ist wenig los, also kommt die Ansage von FIS „You can fly direct heading to destination…“. Ach wie schön, also durch alle TMA, TRA und CTR durchgedonnert und Tököl gerufen. Ich darf direkt in den Endanflug, die beiden startenden Maschinen des lokalen Aeroclubs warten freundlich bis ich unten bin. Links von mir das schöne Budapest und unter mir Érd.
Der Anflug ist unproblematisch, die Landung auf der riesigen Piste (2.621ft) auch. Ein toller Service am Boden. Zwei nette Mitarbeiter haben gleich gefragt, ob ich tanken will und einen Parkplatz. Da ich ja eine Woche bleibe, können wir auch beim Abflug tanken und die Kollegen schieben die WT dann direkt in einen der Hangars.
Mein Empfangskomitee hat mich dann gleich mit einer meiner ungarischen Leibspeisen empfangen. Rakott Krumpli:
Nach einer schönen Woche in Budapest ging es am Freitag um die Planung des Rückflugs. Natürlich ist das Wetter alles andere als fliegerfreundlich. Der Wind ist katastrophal (19kts mit 30kts Böen am Flugplatz) und zahlreiche Gewitterzellen auf der Strecke.
Also Flugplanung auf FL120 gemacht und ab zum Flugplatz. Zeitvertreib ist auch geboten, da gerade ein Baum gefällt wird.
Abflug Tököl und Strecke:
Die netten Mitarbeiter tanken mir die Maschine voll und ich frage, wo ich die nächste Stunde parken kann bis zum Abflug. Er sagt „Wo ich will, heute ist kein Verkehr. Bei dem Wetter fliegen nur Cascadeure“….na toll. Sehr aufmunternd.
Irgendwie will der Wind nicht nachlassen, aber das Wetter für die nächsten beiden Tage ist auf der Strecke noch schlimmer. Also einsteigen und vorbereiten. Natürlich klappt ja nie etwas ohne Probleme… mein Bose A20 Headset ist kaputt und gibt keinen Ton mehr von sich. Als ob ich es geahnt hätte, habe ich mir eins meiner alten Sennheiser als Reserve eingepackt, die funktionieren wenigstens immer.
Gut, also los geht’s, denn nun kommt der interessante Teil: IFR Feeling.
Ich gebe es mal im O-Ton weiter, so versteht man es am besten:
Am Tower angemeldet „D-EAWT at the Apron request Taxi for departure RWY 32“
Tower: „D-EAWT roger, taxi to holding point 32 via G1. We are processing your clearance“
Äh, wie? Welche Clearance meint er, sowas hab ich ja noch nie gehört als VFR Pilot.
Am Holding-Point dann nach dem Run-Up:
Ich: „D-EAWT holding point RWY 32 ready for departure“
Tower: „Roger, report when ready for clearance“
Also jetzt wird’s ja richtig cool. Ich hab doch keine IFR Clearance erbeten!
Ich „ready“
Tower: „D-EAWT cleared filed route plan. After takeoff climb rwy heading 3500ft. Departure frequency 129.XXX, Squawk XXXX“
Nach dem korrekten Readback gibt’s dann Cleared for Takeoff und los geht’s bei dem höllischen Wind. Na ja, ihr könnt euch denken, wie es mit der WT9 ist.
Peinlich ist es, wenn einem die Autos auf der Autobahn überholen…
Na ja, also das wird ein langsamer Heimflug. Nächste Clearance dann gleich auf 10.000ft (one zero thousand feet). In Ungarn fliegen sie in der Höhe noch nicht nach Standarddruck.
In der Höhe wird es leider auch nicht besser. Also fliege ich im Schneckentempo gen Westen:
Laut meinen Kraftstoffberechnungen müsste ich mit knapp 20L Reserve bei dem Wind in Bamberg ankommen. Falls es schlimmer wird, gehe ich entweder in Pilsen oder Regensburg runter zum Tanken. In Österreich erhalte ich dann die Freigabe für 12.000ft, was mir jedoch nicht viel bringt. Die Wolken türmen sich schnell auf und ich muss immer wieder um Kursänderungen bitten, um das schlechte Wetter zu umgehen und in VMC zu bleiben. In Tschechien habe ich genug davon und ich gehe auf ca. 7.000ft runter.
FL120
7.500ft
So geht’s dann die ganze Strecke bis nach Bamberg weiter, bis ich dann nach 4 Stunden!!! Flugzeit endlich da bin.