Wenn das in euch die Lust zum Fliegen erweckt, fragt ihr euch sicherlich: Wie sieht die Flugausbildung aus? Was kostet das Motorfliegen? Muss man dafür Englisch sprechen? Was kann ich mit einem Flugschein anfangen?
Das sind zumindest einige der Fragen, die uns regelmäßig gestellt werden. Da das Thema Fliegerei viele Menschen fasziniert (uns natürlich eingeschlossen), möchten wir auf den folgenden Seiten ein paar Details dazu erläutern.
Wie Motorfliegen bei uns aussieht, könnt ihr in diesem Video unseres Fliegerkameraden Stephan Hetz sehen.
Ähnlich wie beim Autoführerschein gibt es mehrere Kategorien von Flugscheinen.
Jeder Pilot beginnt zunächst mit der Ausbildung zum Privatpiloten. Im Rahmen der Europäisierung gibt es hier inzwischen zwei verschiedenene Flugscheine:
LAPL (A) – Light Aircraft Pilot Licence (Aircraft)
Europäischer Flugschein / wird international nicht anerkannt / Ausbildung min. 30 h / max. 4 Personen / Abfluggewicht max. 2 t
PPL (A) – Privat Pilot Licence (Aircraft)
Ausbildung nach internationalem Standard (ICAO) / min. 45 h Ausbildung
Wenn ihr einen dieser Flugscheine habt, dürft ihr privat zunächst die Flugzeuge fliegen, auf denen ihr das Fliegen gelernt haben. Viele frischgebackene Piloten nutzen die neue Freiheit, um ihre Heimat aus der Luft zu erkunden. Aber auch gemeinsame Ausflüge mit Fliegerkameraden, sei es für ein paar Stunden oder mehrere Tage, machen die Fliegerei zu einem tollen Erlebnis.
Der Luftraum in Deutschland gibt uns die Möglichkeit, unsere Flugroute sehr frei zu wählen. Auch die umliegenden Länder sind immer eine Reise wert.
Nach und nach möchtet ihr vielleicht weitere Flugzeugtypen fliegen. Kein Problem. Zwar könnt ihr im Gegensatz zum Autofahren in der Fliegerei nicht automatisch vom Polo in einen Porsche umsteigen, aber nach einem Vertrautmachen bzw. einer Einweisung auf einem für euch neuen Flugzeugtyp mit einen Fluglehrer dürft ihr auch das neue Flugzeug fliegen.
Ähnlich wie bei einer Autovermietung könnt ihr auch in allen Ländern, in denen euer Flugschein anerkannt wird, ein Flugzeug chartern und euch zum Beispiel euren Urlaubsort von oben ansehen. Natürlich wird sich der Vercharterer zunächst ein Bild von euren fliegerischen Fähigkeiten machen wollen, bevor er euch alleine losfliegen lässt.
Zusätzlich zu der „Grundlizenz“ gibt es eine Reihe von zusätzlich Berechtigungen, die ihr als Weiterbildung erwerben könnt. Beispielhaft seien nur Nachtflugberechtigung, Kunstflugberechtigung, Schleppberechtigung oder Instrumentenflugberechtigung genannt.
Als nächste Stufe über der Privatpilotenlizenz angesiedelt ist die Berufspilotenlizenz (CPL – commercial pilot licence) – diese ist vergleichbar mit einem “Taxischein”. Als Berufspilot dürft ihr mit der Fliegerei Geld verdienen. Diese Lizenz ist Voraussetzung für eine Beschäftigung als Pilot bei einer Firma oder einem Luftfahrtunternehmen.
Die Piloten, die euch mit den „großen“ Flugzeugen an euer Reiseziel bringen, benötigen eine Verkehrspilotenlizenz (ATPL – airline transport pilot licence) – vergleichbar mit einem “Busführerschein”. Diese ist die umfangsreichste und teuerste Ausbildung.
CPL und ATPL können bei uns nicht erworben werden..
Wie sieht die Ausbildung aus?
Die Ausbildung gliedert sich wie beim Pkw-Führerschein in Theorie und Praxis.
Direkt nach der Anmeldung als Flugschüler könnt ihr mit der praktischen Ausbildung beginnen. Generell kann man drei Abschnitte unterscheiden:
Ausbildung in den Grundlagen
Zu Beginn werden die fliegerischen Grundfertigkeiten wie der Umgang mit dem Flugzeug, Kleinorientierung und Starts und Landungen geübt. Nach ca. einem Drittel der praktischen Ausbildung erfolgt der erste Alleinflug unter Aufsicht eines Fluglehrers – ganz anders als beim Autoführerschein.
Navigation / Vertiefung der Grundkenntnisse
Der zweite Abschnitt ist neben der Vertiefung der Grundkenntnisse geprägt von einer intensiven Ausbildung in Navigation. Kleinorientierung, Flüge zu fremden Flugplätzen, Höhenflüge und Flüge zu einem Verkehrsflughafen wie Nürnberg oder Stuttgart stehen hier auf dem Programm.
Alleinflugzeit / Funknavigation / Prüfungsvorbereitung
Während der Ausbildung werdet ihr mindestens 10 Stunden alleine fliegen, davon 5 Stunden in Flügen über die Umgebung des Flugplatzes hinaus. Dazu zählt unter anderem auch ein „Dreiecksflug“ von mindestens 270 km zu zwei verschiedenen Flugplätzen (PPL) bzw. mindestens 150 km zu einem Flugplatz (LAPL). Natürlich werden eure Fluglehrer euch nur losschicken, wenn sie von euren Fähigkeiten überzeugt sind und ihr die theoretische Prüfung bestanden habt.
Insgesamt umfasst die Ausbildung für den PPL 45 Flugstunden. Für den LAPL setzt der Gesetzgeber 30 Flugstunden an. Dabei werden beim LAPL vor allem die Inhalte der Funknavigation in der Ausbildung nur minimal behandelt.
Theorie
Parallel zur praktischen Ausbildung erfolgt die theoretische Ausbildung. Diese findet im Aero-Club Bamberg im Rahmen eines zugelassenen Internet-Fernlehrgangs statt, mit dem von den gesetzlich vorgeschriebenen 100 Stunden 90% abgedeckt werden können. In den Wintermonaten findet ein ergänzender Präsenzunterricht statt.
Die Theorie umfasst die Fächer Luftrecht, menschliches Leistungsvermögen, Meteorologie, Grundlagen des Fliegens, betriebliche Verfahren, Flugleistung und Flugplanung, allgemeine Luftfahrzeugkunde, Navigation sowie Kommunikation. Außerdem trainieren wir den Funkverkehr, damit im Rahmen der Ausbildung entweder das BZF II (deutscher Sprechfunk) oder das BZF I (deutscher und englischer Sprechfunk) erworben werden kann.
Zur Prüfungsvorbereitung dient ein offizieller Fragenkatalog, in dem mögliche Prüfungsfragen im multiple-choice Verfahren gesammelt sind. Die bestandene Theorieprüfung ist Voraussetzung dafür, dass die 5 Stunden Überlandflug im Alleinflug absolviert werden können.
Die Ausbildung wird mit einem etwa eineinhalbstündigen Prüfungsflug mit einem Sachverständigen abgeschlossen.
Eine berechtigte Frage. Ihr könnt beruhigt sein, die Anforderungen sind nicht außergewöhnlich hoch. Englischkenntnisse sind beispielsweise nicht notwendig. Auch körperlich müsst ihr kein Vorzeigeathlet sein. Eine Brille ist ebenfalls kein Hindernisgrund. Aber der Reihe nach.
1. Das Alter
Bereits mit 16 Jahren kann man die Ausbildung zum Privatpiloten beginnen. Zur Prüfung muss man allerdings 17 Jahre alt sein. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht. Die körperliche Fitness ist für die fliegerärztliche Untersuchung ausschlaggebend.
2. Fliegerärztliche Untersuchung
Eine weitere Voraussetzung ist die Untersuchung bei einem Fliegerarzt. Dieser führt eine umfassende Untersuchung eures Gesundheitszustandes durch. Solltet ihr eine Brille benötigen, müsst ihr zusätzlich zu einem Augenarzt. Gut Auskunft geben kann euch unser Vereinsmitglied
Dr. med. Claus Steppert
Regimed-Kliniken GmbH
Ketschendorfer Strasse 33
96450 Coburg
Tel.-Nr.: 09561 / 22 – 34999 oder 0951 / 2087317
E-Mail: mail@steppert.de
Ein weiterer Fliegerarzt in der näheren Umgebung ist:
Dr. med. Heinz-Jürgen Deuber
Maximilianstraße 26
D-96114 Hirschaid
Tel.-Nr.: 09543-4711
Dies ist nur eine kleine Auswahl. Weitere Fliegerärzte sind beim Luftfahrtbundesamt aufgelistet.
3. Zuverlässigkeitsüberprüfung (ZÜP)
Für fast alle an der Fliegerei in Deutschland beteiligten Personen ist inzwischen diese Überprüfung vorgeschrieben. Sie wurde nach den Anschlägen 2001 eingeführt und ist wie ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis, bei dem auch weitere staatliche Stellen abgefragt werden.
Weitere Informationen findet ihr bei der zuständigen Stelle, in unserem Fall dem Luftamt Nordbayern.
Die Überprüfung muss vor der Ausbildung vorliegen. Allerdings muss die ausbildende Flugschule den Wunsch nach Ausbildung zum Piloten bestätigten. Bitte nimm also vor Beantragung mit uns Kontakt auf.
4. Auszug aus dem Fahreignungsregister (FAER)
Eine weiterer Punkt, der seitens der Luftfahrtbehörden im Hinblick auf die Ausbildung zum Motorflugschein eine Rolle spielt, ist das Verhalten im Autoverkehr. Vor dem Beginn der Ausbildung benötigt ihr daher einen Auszug aus dem Fahreignungsregister (Flensburg). Informationen und den Antrag hierzu gibt es beim Kraftfahrtbundesamt.
5. Kopie Ausweis / Pass
Für die Anmeldung zur Ausbildung benötigeb wir noch eine Farbkopie eures Ausweises oder eures Reisepasses.
Da die meisten unserer Piloten und Fluglehrer beruflich anderen Tätigkeiten nachgehen, konzentriert sich der Flugbetrieb an den Wochenenden. Termine während der Woche sind nach Absprache natürlich auch möglich. Je nach persönlicher Zeiteinteilung (Familie, Beruf, Hobbies), Talent und anderen Einflussfaktoren wie beispielsweise dem Wetter dauert eine Ausbildung meist zwischen 1 und 1,5 Jahre.
Die Kosten sind entsprechend den oben genannten Faktoren unterschiedlich. Da man mit jeder Flugstunde etwas dazulernt, sollte man sich nicht zu sehr an dem gesetzlichen Minimum von 45 Stunden (PPL-A) bzw. 30 Stunden (LAPL) festbeißen. Zusätzliche Flugstunden dienen der eigenen Sicherheit.
Grundsätzlich kann man für den PPL(A) mit ca. 8.000 – 9.000 Euro rechnen.
Für den LAPL(A) mit SEP sind es ca. 6.000 – 7.000 Euro.
Den LAPL(A) mit TMG kann man mit ca. 4.000 – 5.000 Euro ansetzen.
Dies sind realistische Richtwerte für die Ausbildung in unserem Verein. Cent-genaue Angebote sind Augenwischerei.
Wenn ihr die Ausbildung abgeschlossen und den Flugschein in der Hand habt, müsst ihr euch natürlich kein Flugzeug kaufen. Sowohl die Schulmaschinen als auch die anderen Motorflugzeuge stehen unseren Mitgliedern zur Verfügung. Ihr könnt unsere Flugzeuge mit einem Online-System reservieren. Bezahlt wird grundsätzlich nur die reine Flugzeit. Das heißt, wenn ihr einmal ein paar Tage wegfliegt, wird die Standzeit des Flugzeuges am anderen Flugplatz nicht berechnet. Unter der Woche ist das gar kein Problem. Am Wochenende sollte aber eine angemessene Flugzeit geflogen werden.
Schnell finden sich Möglichkeiten, auch mit anderen Vereinsmitgliedern gemeinsame Flüge zu unternehmen. Flüge ins Ausland sind ebenso möglich wie ein Kurzurlaub an der Küste oder in den Bergen. Oder ihr besucht einfach mal die Flugplätze in der näheren Umgebung.
Wie lange gilt der Flugschein?
Ein Flugschein ist nicht unbegrenzt gültig, sondern erfordert, dass ihr in Übung bleibt. Hier muss man wieder zwischen PPL und LAPL unterschieden.
Beim PPL wird die Berechtigung mit einem definierten Gültigkeitsdatum erteilt. Um eure Berechtigungen aufrecht zu erhalten, müsst ihr 12 Flugstunden im Jahr vor dem Ablauf (SEP / TMG – Gültigkeitsdauer 2 Jahre) fliegen. Zur Verlängerung müsst ihr wieder eine gültige fliegerärztliche Untersuchung vorlegen und eine Auffrischungsschulung (keine Prüfung) mit einem Fluglehrer durchführen.
Beim LAPL müsst ihr die 12 Flugstunden und den Auffrischungsflug mit Fluglehrer rollierend innerhalb der letzten 24 Monate absolviert haben. Es liegt in der Verantwortung des Piloten, die Erfüllung dieser Bedingungen sicherzustellen.
12 Stunden in 24 Monaten sind allerdings relativ wenig, gerade weil ihr den Flugschein ja macht, um zu fliegen. Ihr wollt euch ja auch sicher fühlen und Spaß an der Fliegerei haben. Ihr solltet euch 15 Flugstunden oder mehr pro Jahr als Ziel setzen.
Seit Jahrzehnten, genauer gesagt seit 1961, bilden wir im Aero-Club Bamberg schon Motorflugpiloten aus. Die meisten der aktiven Privatpiloten in Bamberg haben ihre Flugausbildung in unserem Verein absolviert.
Eingesetzt werden können alle sechs Motorflugzeuge sowie der Motorsegler, wobei wir uns auf die Cessnas und den Motorsegler konzentrieren.
Cessna C152 – D-EFBA | Cessna 152 – D-EOHA | Scheibe SF 25 C – D-KACD |
Die Flugschule
Unsere Vereinsflugschule ist als eigenständige ATO (Approved Training Organisation) vom Luftamt Nordbayern zugelassen. Wir dürfen daher die Ausbildungen zum Segelflugschein (SPL / LAPL(S)), zum Motorflugschein (PPL (A) / LAPL (A)) auf Flugzeug und Motorsegler sowie diverse zusätzliche Berechtigungen (Nachtflug, F-Schlepp, etc.) anbieten.
Die Fluglehrer
Derzeit sind im Bereich Motorflug zehn Fluglehrer ehrenamtlich oder nebenberuflich tätig. Einige sind oder waren in der beruflichen Fliegerei aktiv. Alle können auf viele Jahre Ausbildungserfahrung zurückblicken. Nebenbei bemerkt fliegt die Vereinsmotorflugschule seit ihrer Gründung unfallfrei.
Wie geht es weiter?
Am besten kommt ihr am Wochenende einfach mal an den Flugplatz bzw. vereinbart im Vorfeld einen Termin mit uns. Dann könnt ihr euch vor Ort ein Bild machen und euch einen eigenen Eindruck bilden. Wichtig bei der Auswahl eures Vereins ist schließlich auch, dass ihr euch dort wohl fühlt.
Ihr könnt euch gerne mit unserem Ausbildungsleiter Motorflug per E-Mail in Verbindung setzen.
Wir freuen uns darauf, dass ihr bei uns landet!