Nachdem sich unser Flugschüler Max letztes Wochenende freigeflogen hat, gibt uns Werner einen Einblick, was sich im Kopf eines Fluglehrers abspielt, während sein Schüler die ersten drei Alleinflüge absolviert.
Ich wurde gebeten, einmal einen kleinen Bericht zu verfassen, was in einem Fluglehrer so vor sich geht, wenn er die Worte bzw. den Satz zu einem Flugschüler oder Flugschülerin sagt:
„So jetzt steig ich aus und du fliegst nun alleine“
Was viele gar nicht wahrnehmen, was solch ein Satz eigentlich so beinhaltet, ist unheimlich viel Verantwortung, nicht nur allein den Angehörigen gegenüber, sondern auch dem Verein mit seinen Mitgliedern. Man ist ja über einen längeren Zeitraum zusammen und verbringt auch einige Stunden und Starts gemeinsam im Cockpit und man hofft bzw. wünscht es, eine gewisse Vertrauensbasis miteinander gewonnen zu haben.
Wenn es dann soweit ist, den Schülern einen Teil der fliegerischen Verantwortung zu übergeben, sprich den 1. Alleinflug zu wagen, sollte das Verhältnis Lehrer–Schüler passen. Denn wenn sie erst mal einen Meter in der Luft sind, hat man nur noch relativ wenig Einfluß auf ihr Tun und Handeln und die Anspannung bei den Aspiranten steigt stetig, auch immernoch genauso bei mir, und das Gänsehautfeeling ist ebenfalls jedes Mal mit dabei. Obwohl ich jetzt schon auf 50 Jahre Fluglehrertätigkeit zurück blicken kann und unzählige 1. Alleinflüge freigegeben habe.
Es wird jeder Kreis, jede Bewegung genauestens beobachtet, ob Schräglage, Geschwindigkeit usw. OK sind. Dann kommt der schwierigere Teil, die saubere Landeeinteilung, wo ich immer denke, hoffentlich haben sie jetzt meine Worte noch im Kopf, die ich immer und immer wieder gepredigt habe, was alles zum Landecheck gehört. Nach erfolgreichem Aufsetzen löst sich bei mir langsam, unmerklich für die Zuschauer (Scheinpiloten und Profis) die erste Anspannung, denn es müssen ja noch 2 Starts bzw. Platzrunden geflogen werden.
Nach erfolgtem dritten sauberem Start und Landung löst sich bei mir schlagartig die Anspannung und mich überfällt ein wenig der Stolz, dass ich wieder jemandem den Menschheitstraum gezeigt, gelehrt und beigebracht habe, wie ein Vogel abzuheben und sich in der dritten Dimension zu bewegen.
Vielleicht geht es anderen Fluglehrern ebenso.
Euer Fluglehrer
Werner