Die Deutschen Meisterschaften in der Standard- und 15m-Klasse fanden dieses Jahr wie schon so häufig wieder in Zwickau statt. Zwei Wochen fliegen mit den Besten der Besten – und endlich auch einmal die kennen lernen, mit deren Namen man schon aufgewachsen ist. Nachdem spontan ein Teilnehmer abgesagt hatte, hatte ich das Glück, noch nachrücken zu dürfen und somit meine erste Senioren Deutsche Meisterschaft zu fliegen. Hier auch ein großes Dankeschön an Matthias und Max, die mir so schnell und unkompliziert erlaubt haben, unsere LS 8 mitzunehmen.
Insgesamt knapp über 70 Teilnehmer in beiden Klassen kämpften um den Titel – dadurch war schon das Eröffnungsbriefing eine beeindruckende Veranstaltung. Das Wetter in Zwickau wurde schon als „Bermuda-Dreieck“ angekündigt, was sich leider auch bewahrheiten sollte. Nur fünf aus zwölf möglichen Wertungstagen waren schlussendlich drin – aber die hatten es in sich! Nachdem der erste Blick ins Wetter einen schon hoffnungsvoll gestimmt hatte, die erste Woche komplett fliegen zu können, machte uns das Wetter mit Schauen und Gewittern schon am Vormittag des dritten Wertungstages einen Strich durch die Rechnung. An den ersten beiden Tagen aber führten die Aufgaben zunächst sehr ähnlich Richtung Hof und über den Thüringer – neu war vor allem der Einstieg über die Nordostflanke des Thüringers, was man von uns aus ja eher selten fliegt. Dann hatten wir erst einmal Pech und saßen auf dem Boden – die Zeit konnte aber gut überbrückt werden, um Reparaturen vorzunehmen, neue Tanksysteme zu bauen, aber auch um Eis essen zu gehen und Zwickau und später andere Städte zu erkunden.
Der dritte Wertungstag war sehr spannend – sehr schwache Bedingungen, zudem machte es erst sehr spät auf, weswegen die Abfluglinie erst gegen 16 Uhr nachmittags aufging – und dann waren noch 205 km zu fliegen. Leider war ich etwas zu langsam, konnte den letzten rettenden Endanflugbart nicht mehr erreichen und musste in Gera außenlanden. Die nächsten beiden dann noch geflogenen Wertungstage kann man ebenfalls mit dem Begriff „sehr kurzes Wetterfenster“ gut beschreiben – und war man zu langsam, dann lag man draußen. In diesem Sinne ein sehr hart bestrafender, aber dadurch natürlich auch sehr lehrreicher Wettbewerb. Der vierte Wertungstag führte uns in einer AAT zunächst Richtung Bayreuth und dann in Richtung Großrückerswalde und von dort zurück nach Zwickau – die große Konvergenzlinie, die kurz zuvor noch sehr gute Steigwerte geliefert hatte, schauerte ab – und ein relativ großer Teil des Feldes lag auf dem Acker. Mit den drei anderen Piloten, mit denen ich mir den Acker teilte, wurde es zumindest nicht langweilig (und für das Ego war es in Ordnung, dass der Weltmeister mit mir auf dem gleichen Acker saß) und zugleich war es angenehmer, die etwas unentspannte Begegnung mit dem Bauern zu regeln – der war natürlich gar nicht begeistert von vier Fliegern in seinem frischen Maisfeld.
Die Aufgabe des fünften Wertungstages führte uns, nachdem ein Cirrenfeld einen frühen Start unmöglich gemacht hatte, wieder ähnlich wie am vorherigen Wertungstag – dieses Mal aber als eine Racingtask statt einer AAT. Wir wussten schon beim Start, dass es erneut ein sehr schwieriger Tag werden würde – keine starken Steigwerte, dafür aber eine herannahende Gewitterfront. Zudem war die Abfluglinie sehr niedrig gesetzt, sodass dann die ersten Bärte in einem Pulk von 40 Fliegern gekurbelt wurden. Nach einem sehr langen Gleitstück ohne Entwicklungen zur Wende hin merkte man schon, dass der Wind auffrischt und wie sich gleichzeitig der abschirmende Cirrusschirm vor den Gewittern schon über einem erstreckte – ein Blick ins Radar bestätigte auch gleich, dass die Zeit davon lief. Während die Abschirmung immer dicker wurde und die Thermik darunter abtötete, glitt man immer weiter in Richtung zweite Wende. Die Spitzengruppe, die die einzigen an diesem Tag waren, die zurück kamen, kam gerade so 10 Minuten vor dem Hagel am Platz an – der Rest, einschließlich mir, lag auf den unterschiedlichsten Äckern – lustigerweise nur wenige Kilometer von dem letzten Acker entfernt. Während wir auf unsere Rückholer warteten, fuhren uns netterweise einige Passanten zum nahegelegenen Penny – und danach hieß es abwarten und hoffen, dass die Rückholer schneller als die Gewitter sind. Das war auch der Fall und die Flieger waren sicher verstaut im Hänger, bevor die ersten Regentropfen fielen.
Die Zwickauer versuchten alles, uns die vorgeschriebenen sechs Wertungstage zu ermöglichen – bis 15:30 Uhr im Grid stehen und Feldbriefing bei Regen waren die Nebenwirkungen davon – aber leider reichte das Wetter dann doch nicht dafür aus. Insgesamt war der Wettbewerb aber toll organisiert – reibungsloser Startverlauf, gute Infrastruktur mit Brötchenservice, einem Imbiss für Mittagessen (wenn man z.B auf die Startbereitschaft gewartet hat) und einem Kuchenverkauf am Nachmittag. Die Stimmung war trotz des Wetters sehr gut und – entgegen des Vorurteils gegenüber den Juniorenwettbewerben etwas eingerostet zu sein – übergreifend wirklich lustig und ausgelassen – was sich schließlich auch in den Standing Ovations für den Zwickauer Verein bei der Abschlussfeier gezeigt hat.
Herzliche Glückwünsche gehen insbesondere an Jan Kretzschmar und Philipp Lauer von unserem Nachbarverein AC Lichtenfels, die den Titel des Deutschen Meisters und des Vizemeisters in der Standardklasse erringen konnten! Insgesamt eine unglaublich tolle Veranstaltung und ich hoffe, bald mal wieder dabei sein zu können!