Die Fliegerschule Wasserkuppe hat ihre ASK 21 Mi für den Winter zu uns nach Bamberg gebracht und vielen von uns die Möglichkeit gegeben, auf ihr unsere Eigenstartberechtigungen zu erwerben. Vielen herzlichen Dank dafür! Unser Fliegerkamerad Jochen Farniok hat die Gelegenheit genutzt und berichtet hier von seinen Erlebnissen.
06.01.2022, Dreikönigstag. Wie so oft komme ich an einem Feiertag zum Flugplatz. Mal sehen was los ist… evtl. die ein oder andere Unterhaltung.
Schnell treffe ich auf Thomas Siewert und das Gespräch kommt auf die „Mi“ der Wasserkuppe und die Möglichkeit, die Eigenstartberechtigung zu erwerben. Nach einem kurzen Austausch steht fest: Ich möchte diese Berechtigung erwerben. Thomas reicht mir den Anmeldebogen der ATO Wasserkuppe, für die auch unsere Fluglehrer Matthias Rühr und Thomas Siewert tätig sind.
Die Anmeldung ist schnell ausgefüllt. Natürlich stellt sich die Frage, wann die Ausbildung los geht. Nach einem Check des Kalenders und einer Terminänderung gehen wir in den Hangar und beginnen mit der Bodeneinweisung an der D-KWMI. Beginnend mit der Vorflugkontrolle, Antriebseinheit ausfahren, Check des Motorkasten auf ausgetretene Flüssigkeiten, Kühlflüssigkeit, Antriebsriemen, elektrische Steckverbindungen, Ölstand und Treibstoff folgt die Einweisung der Motorsteuerung. Nicht zu vergessen: Handbuch lesen!
Nachdem die „MI“ betankt war nahmen wir im Cockpit Platz. Anschnallen, Comcheck, Hauben schließen und verriegeln, anlassen. Wir warten bis die Kühlwassertemperatur 40°C erreicht. Thomas meldet uns am Tower an. Etwas Gas und die „Mi“ setzt sich in Bewegung. Wir rollen zum Haltepunkt 2, Vollgas- und Magnetcheck… alles in Ordnung. Ich bewege die Maschine auf die Bahn Startrichtung 03 und Feuer! Nach Rund 300 m hebt die Maschine ab. Fahrt aufholen und steigen mit 100 km/h. Wir steigen im Schnitt mit rund 1,5 m/s. Die ASK 21 fühlt sich schwer an, als würde man im Doppelsitzer zu dritt fliegen. Steigen auf 600 m, Drehzahl reduzieren, 25-30 Sekunden warten, Zündung aus, sobald der Propeller steht den Propellerstopper aktivieren. Ein Blick in den Spiegel, um die Stellung des Propellers zu kontrollieren. Passt! Ich fahre das Triebwerk in seine Abkühlposition und blicke danach auf die Anzeige der Kühlmitteltemperatur. Bis zum endgültigen Einfahren des Triebwerks muss der Temperaturzenit überschritten und die Temperatur um 2°C gefallen sein. Wir gleiten die Höhe in Richtung Platz ab. Mein Blick richtet sich immer wieder in Richtung Temperaturanzeige. In ca. 300 m über dem Platz passt die Temperatur, ich fahre das Triebwerk ganz ein und bereite mich auf die Landung vor. Da war noch was! Wir sind schwer! Also wenig Störklappen und viel sinken! Ein letzter Blick auf die Motorsteuerung, die Kontrollleuchte ist grün. Vor der Positionsmeldung gibt Thomas die Anweisung lande 03 lang. OK, Positionsmeldung und Einteilung für die lange Landung. Vorsichtig setze ich die Störklappen. Kurz vor dem Aufsetzen nehme ich die Störklappen etwas zurück und setze im Bereich der Halbbahnmarkierung auf. Nach dem Abrollen ins Gras starte ich den Motor, rolle auf die Bahn und starte in Richtung 21. Nach insgesamt 5 Starts mit Thomas war mein Tagespensum erfüllt.
Sonntag Morgen, ein Blick aus dem Fenster, herrlicher Sonnenschein, ein Blick in den Wetterbericht, passt, ich mache mich auf den Weg zum Flugplatz. Ich fahre den Berg hinunter und blicke von oben auf die Nebeldecke. Ich denke mir: Das wird wohl dauern bis sich der Nebel auflöst. Trotz des Nebel treffen nach und nach immer mehr Kameraden ein. Wir werden heute definitiv fliegen. Marcel, Franz, Sebastian und ich holen die „Mi“ aus dem Hangar. Checken, Öl und Treibstoff auffüllen. Thomas schaut noch mal drüber alles OK. Gegen Mittag hat sich der Nebel aufgelöst. Der Segelflugstart wird für F- Schlepp aufgebaut. Marcel braucht noch drei Start alleine, dann hat er die Eigenstartberechtigung. Los geht’s!
Ich übernehme die Maschine von Marcel. Tanken, Öl auffüllen, fertig machen und los. Die „Mi“ hebt zügig in Startrichtung 03 ab und steigt logischerweise alleine besser. Am Platz ist mittlerweile gut Betrieb: Motorflugschulung, Segelflug im F-Schlepp, Gastmaschinen kommen und gehen. Auf 600 m AGL angekommen beginnt das Procedere Antrieb herunterfahren, ausschalten, einklappen. Thermik kommt auf. Ich lasse mich zu dem ein oder anderen Kreis in der Thermik verleiten. Schnell wird mir bewusst: 5 Starts ohne Lehrer, die anderen wollen ja auch noch. Nach dem zweiten Start dreht der Motorflug die Startrichtung. Jetzt wird’s interessant. Nach dem Abheben in ca. 150 m Höhe kommt mir die BA in der Schulung entgegen. Jetzt bitte keinen Motorausfall… alles gut! Ich spule mein Programm ab. Im folgenden Landeanflug muss mir die BA nach der Positionsmeldung „Vorfahrt“ für die Landung gewähren. Aufsetzen, Stillstand, Fläche ablegen, Motor raus und starten, damit die Landebahn für nachfolgenden Verkehr frei wird. Im 4. Landeanflug im Endteil höre ich die Stimme von Thomas im Funk: Dein Antrieb ist nicht ganz eingefahren! Sch… ein Blick auf die Steuereinheit, grüne Kontrollleuchte, also gaaanz vorsichtig aufsetzen, damit die Antriebsspindel nicht verbogen wird. Thomas kommt nach der Landung und checkt die Lage. Alles in Ordnung. Ich starte ein letztes Mal. Meine „letzte Landung“ für die Eigenstartberechtigung geht nach der TR lang über die 21. Mal sehen, wie ich diese Berechtigung in Zukunft einsetzen kann.
Euer
Jochen