Nach einiger Zeit ohne längeren Flug wird es mal wieder Zeit, mit der D-EJFF das Ausland zu erkunden. Zur Auswahl stehen Kufstein-Langkampfen oder Budweis. Der Wetterbericht für die Alpen berichtet zwar über wahrscheinlich fliegbare Konditionen, ich habe aber dennoch keine Lust, dann umdrehen zu müssen, falls es dann doch nicht gehen würde. Also fällt die Wahl auf Tschechien. Nicht nur die wundervolle Landschaft, auch das unkomplizierte Fliegen lockt. Man braucht keinen Flugplan und es gibt keine Zollpflicht.
Wetter schaut laut DWD auch gut aus und ein Blick in den Himmel bestätigt das auch. Thermik und Wind etwas lebhaft, aber die D-EJFF liegt ja gut in der Luft.
Also dann mal los mit der Standardprozedur. Tanks drainen, Flieger rausziehen und klassische Vorflugkontrolle.
Soweit alles i.O. Tanks sind voll, kann also losgehen. Schnell noch den Passagier einladen und schon geht es los auf der Piste 03 mit Gegenwind auf der Nase. Der Hinflug wird wohl etwas länger dauern, bei dem Gegenwind, der in der Höhe noch zunehmen wird.
Im Steigflug Richtung Osten wird es ab 3.000 ft ziemlich thermisch und wir wackeln mit 500-700 ft/min Steigrate langsam mit 70 kt Groundspeed zu unserer gewünschten Zielhöhe von 7.500 ft. Ich schaue immer wieder mal zu meinem PAX, dem das Gewackel und Gerumpel zum Glück nichts ausmacht und der einen sattelfesten Eindruck macht.
Bei Hollfeld haben wir es dann endlich mal geschafft und wir rasen mit sagenhaften 105 kt GS gen Grenze.
Vorbei an Bayreuth und Rosenthal-Field-Ploessen (EDQP) geht’s dann mit dem Autopiloten weiter Richtung Flugplatz Tachov (LKTD) und weiter Richtung Pilsen (Plzen/Line LKLN) über grandiose Landschaften. Grüne Wiesen und Hügel wechseln sich mit riesigen Rapsfeldern ab. In der malerischen Landschaft tauchen immer wieder kleine Städte mit ihren altertümlichen – aber top erhaltenen – Gebäuden auf.
Über der Grenze wechsle ich von Langen auf Praha Information. Der Controller übermittelt das QNH und Squawk 2000 und weiter geht’s bis nach Pilsen. Line Radio meint, dass wir Nummer 3 sind hinter einem Hubschrauber und einem Schulflug und dass wir in den Gegenanflug sollen zur Piste 06. Also rein in die ATZ (Aerodrome Traffic Zone). Plötzlich taucht auf unserer 11 Uhr Position 500 ft tiefer eine WT9 mit Kurs auf uns auf. Kein Transponder, kein FLARM und auch nicht auf der Frequenz. Na wenigstens bin ich wieder wach nach der Aktion. Der Flugplatz Pilsen war früher ein Militärflugplatz und verfügt über eine entsprechende Piste mit 4.800 ft Länge. Um nicht ewig am Boden rollen zu müssen, landen wir nicht an der Schwelle, sondern erst ca. 1.500 ft danach.
Am Tower vorbei geht’s zum Abstellplatz vor einem kleinen Gebäude, in dem wir auch unsere Gebühren zahlen dürfen.
Wir machen eine kurze Pause für Fotoshooting und steigen wieder ein. Der starke Wind pfeift unangenehm um die Ohren. Wir haben ja noch ein Ziel vor uns: Budweis.
Also anschnallen, Motorcheck und Taxi zum Abflugpunkt 06 zurück. 1,5 km auf dem Taxiway rollend ziehen sich ewig. Aber endlich angekommen erhalten wir auch die Startfreigabe und bei einem Gegenwind von 18 kt rotiert die FF nach einer rekordverdächtig kurzen Startrollstrecke.
Kursänderung Richtung SE nach Budweis und Wechsel wieder zu Praha Information. Der nette Controller erkundigt sich, wo wir denn hinmöchten. Als ich ihm sage, dass Budweis unser Ziel ist, meint er ziemlich belustigt, dass das etwas schwer wird, da Budweis zu hat. Na komisch, hab doch extra geschaut:
Aber egal, er wird es besser wissen. Also fragt er mich nochmal, wo wir denn jetzt gerne hinmöchten. Ich bitte ihn um etwas Geduld, bis ich während des Fliegens auf der Karte ein neues Ausflugsziel aussuche. Und da ist auch schon eins. Ein größerer Flughafen namens Karlovy Vary. Was heißt das denn jetzt? Ich sage meinen PAX, dass er das doch mal im Internet suchen soll. Und siehe da, es ist Karlsbad und soll ein schönes Städtchen sein. Na perfekt. Unser neues Ziel übermittele ich unserem Controller und frage ihn ob dieser Platz denn offen hat. Zum Glück ja. Also Kehrtwende und ab Richtung Nordwesten. Nach knappen dreißig Minuten sind wir schon in der TMA unter „3.500 ft or below“. Wobei viel weiter unten auch nicht gehen würde, ohne den Boden umzupflügen. Der Flughafen LKKV liegt auf einer Bergkuppe, ähnlich Feuerstein. Ein ziemlich starker und böiger Wind zerrt aus allen Richtungen an der Maschine, sodass meine Platzrunde eher aussieht wie eine Achterbahnfahrt.
Die Landung klappt dann doch recht sanft, was mich bei dem turbulenten Wetter selbst wundert. Der Controller im Turm gibt seine Anweisungen klar rüber: „Vacate Runway via Taxiway Bravo, turn right and follow instructions of the marshaller.“
Maschine abgestellt, da kommt schon der angeforderte Tankwagen, der uns 83 Liter für ca. 260 € verkauft. Danach Gebühren bezahlen und die Securitydame begleitet uns aus dem Sicherheitsbereich. Service und Freundlichkeit wird sehr groß geschrieben hier. Taxi wird auch gerufen, ist schnell zur Stelle und fährt uns an schönen Luxusimmobilien vorbei zur alten Innenstadt von Karlsbad. Im Nachhinein bin ich froh, dass Budweis zu hatte. Diese Stadt ist wundervoll, mit ihren perfekt erhaltenen, alten Gebäuden und Gassen.
Wir suchen die Lokalempfehlung des Taxifahrers auf und werden nicht enttäuscht. Man sitzt direkt am Fluss Moldau bei leckerem Essen. Die Preise sind moderat. Nicht so billig wie z.B. in Cheb, aber absolut ok.
Noch ein wenig Sightseeing und zurück geht es zum Flugplatz. Nach einem kurzen Security Check dürfen wir auch schon zum Apron und in nur wenigen Minuten sind wir wieder in der Luft, diesmal Richtung Westen in die Heimat. Dank 30 kt Rückenwind schaffen wir die Strecke bis zur Landung in nur 35 min.