Text: Florian Mützel
Die Winterzeit ist bekanntlich nicht die beste Zeit zum Fliegen. Nur wenige Stunden Tageslicht stehen zur Verfügung, oft ist es feucht und Nebel verdirbt den VFR-Piloten die Möglichkeit in die Luft zu kommen. Nachdem seit dem frühen Herbst die meisten Wochenenden nicht mit guter Witterung daherkamen und auch die Urlaubszeit um Weihnachten keine Besserung zeigte, ergriffen zwei Bamberger Piloten am 11.01.2024 die Gelegenheit und nutzten das Wetter, um einen Tagesausflug in die Alpen zu machen.
Auch an diesem Tag wäre klar, dass ein Flug in die Alpen kein Spaziergang werden würde. Insbesondere die Konsequenzen aus der Wettersituation im Voralpenland bedurfte unserer vollen Aufmerksamkeit, den die Strecke zwischen dem nördlichen Münchner Raum und der ersten Bergkette sollte komplett in Bodennebel gehüllt sein. Mehrere Tage im Voraus wurde das Wetter beobachtet und zu verschiedenen Tageszeiten die vielen verfügbaren Webcams in den Alpen gecheckt. Am Abend vor dem Flug wurde die Streckenplanung finalisiert und ein Plan für den nächsten Tag gemacht.
Florian macht die QA, unsere JET-A1 betriebene C172 am frühen Donnerstagmorgen fertig und fliegt diese nach Nürnberg. Dort wird Sebastian zusteigen und das Leg nach Zell am See fliegen. Nach ein paar Stunden Aufenthalt wird Florian das Flugzeug zurück nach Nürnberg fliegen, dort Sebastian wieder verabschieden und die Cessna zurück nach Bamberg bringen. Aufräumen, Saubermachen, Tag vorbei.
Doch es kam ein bisschen anders….
Geplanter Start für den Flug nach Nürnberg war kurz nach 08.00 Uhr am Morgen. Also hieß es, dass ich mich um 07.00 Uhr zu Hause auf den Weg machen musste, um das Flugzeug vorzubereiten. Bis dahin verlief alles nach Plan. Die C172 wurde aus der Halle geholt, die Vorflugkontrolle wurde nach dem Auftanken durchgeführt und um 08.06 lokaler Zeit nach dem Warmlaufen hieß es “D-EDQA startet Piste 03”.
Es sollte ein kurzer Hüpfer nach Nürnberg werden. Der Anflug sollte trotzdem eine Gewisse Herausforderung werden, denn die Sonne stieg langsam über den Horizont und eine Feuchte Grundschicht verwandelte sich Plötzlich in eine Weiße schwer zu überblickende Masse. Dadurch hatte ich selbst einen so großen Flughafen wie Nürnberg erst sehr spät in Sicht. Die erste Überraschung war überstanden und nach ca. 20 Minuten setzte Ich auf Piste 10 in Nürnberg auf. Nach einem Freundlichen Empfang mit „Follow – Me“ war es erstmal Zeit für einen Kaffee und ein Croissant, bis Sebastian am Flughafen ankommen sollte. Dazu brachte mich der Kollege vom GAT direkt zum PAX-Ausgang – dadurch war der Weg zum Bäcker deutlich kürzer.
Als Sebastian am Flughafen angekommen ist, machten wir uns auf zum General Aviation Terminal um erneut zum Flugzeug gebracht zu werden. Dort erwartete uns jedoch eine unangenehme Überraschung. Die C172 hatte Eis auf den Tragflächen angesetzt.
Etwas widerwillig erinnerten wir uns daran, dass Eis auf den Tragflächen nichts zu suchen hat und entschieden uns dazu – auch wenn es nur eine kleine Reifschicht war, diese von sämtlichen Flächen zu entfernen. Dazu ließen wir uns vom freundlichen GAT-Personal eine Leiter und entsprechende Tücher bringen. An dieser Stelle noch mal ein herzlicher Dank nach Nürnberg für die freundliche und Zuvorkommende Unterstützung.
Nachdem wir den Flieger wieder Eisfrei hatten, konnten wir die Technik einbauen und uns auf den Weg machen. Direkt am Boden noch haben wir um ein zügiges Steigen durch den D-Luftraum gebeten, damit sich nicht erneut in der feuchten Grundschicht eine Eisschicht am Flugzeug bilden kann. Erwartungsgemäß wurde uns hierzu direkt die Genehmigung erteilt und somit konnten wir direkt in Richtung 9500 Fuß aufbrechen. Der Steigflug war wie erwartet ohne weitere Vereisung.
Nachdem wir den Nürnberger D-Luftraum verlassen hatten, konnten wir die Sichten bis an die Alpen genießen. Auch hier zeigten jedoch die Schrägschichten noch immer die feuchte Grundschicht über dem Boden, das sich jedoch weiter verdichten sollte, je näher wir den Alpen kamen. Dank unseres ausführlichen Wetterbriefings war dies jedoch exakt das, was wir erwarteten und somit setzten wir unseren Flug entspannt fort.
Als wir dann unseren Einflugpunkt erreichten flogen wir über einer komplett geschlossenen Wolkendecke.
Da wir vor unserem Abflug in Nürnberg und auch noch mehrmals aus der Luft die Webcams in den für uns relevanten Tälern geprüft hatten, wussten wir, dass wir ab St. Johann freie Talsichten haben werden. Dies wäre auch unser Ausweichlandeplatz gewesen, hätte es in Zell irgendwelche Probleme gegeben. Kurz nach dem Grenzüberflug reichte uns Langen Information and Wien Information weiter. Der Lotse informierte uns jedoch sehr schnell darüber, dass unsere Funkverbindung in den nächsten Minuten aufgrund der Alpen abbrechen würde. Wir erfüllten seine Bitte ihm noch den Start unseres Sinkflugs mittzuteilen, bevor wir auf die Frequenz von Zell am See wechseln sollten.
Nachdem wir unseren Sinkflug eingeleitet hatten konnten wir zum ersten Mal in unserer fliegerischen Laufbahn das Alpenpanorama von innen genießen. Der Anflug erfolgte wie geplant über Saalfelden, die Pflichtmeldepunkte November und Lake. Wie erwartet war das Wetter in den Alpen viel besser als im Alpenvorland. Somit stand einer sicheren Landung in Zell am See nichts im Weg.
Besonderes Augenmerk ist auf die Höhenstaffelung der Flugzeuge im An- und Abflug um Kollisionen zu vermeiden. Beim Mithören des Funkverkehrs mit anderen Flugzeugen erkannten wir schnell, dass die Toleranzschwelle des Flugleiters am Platz für Abweichungen und Sperenzchen nicht sonderlich hoch war.
Als absolutes Highlight des Tages kann man wohl den Anflug entlang der Bergkette um Zell am See bezeichnen. Man hat das Gefühl, dass man den Leuten auf den Almen direkt auf den Teller sehen kann.
Nach der Landung stellen wir am Vorfeld ab. Sofort schauten wir nach Vereisung, fanden jedoch keinerlei Eis oder Eisblumen am Flugzeug. So genossen wir ein gutes Mittagessen am Flugplatz. Da uns die Enteisungsaktion in Nürnberg einiges an Zeit gekostet hat, blieb nicht mehr viel Zeit für anderes übrig. Wir nutzen noch die Möglichkeit des günstigen Tankens in Österreich. 1,82 € Brutto für einen Liter Jet-A1. Da fliegen wir doch nicht halb leer zurück…
Der Heimflug verlief weitestgehend unspektakulär. Die ersten Täler begannen sich wieder mit Nebel zu füllen und die tiefe Nebelbewölkung im Voralpenland hatte sich trotz der vielen Sonne nicht auflösen können. Trotz höflichem Fragen bei Information und einem Angebot jede Höhe zwischen FL065 und F120 zu akzeptieren, konnte uns aus operationellen Gründen kein Kreuzen des Münchner C-Luftraums ermöglicht werden. Wieder mussten wir 20 unnötige Minuten investieren um den Münchner C-Luftraum zu umfliegen. Aufgrund der vorhandenen Verkehrsdarstellung in SkyDemon am iPad mit der dadurch resultierenden Anzeige von ADSB- und FLARM-Daten war uns sofort klar, das in München wieder einmal die operationellen Gründe wohl eher eine vorgeschobene Ausrede als ein echtes Hindernis waren.