Nach dem erfolgreichen E2Glide (dem Segelflugelektrowettbwerb 2021) fand in diesem Jahr zum ersten Mal eine (Junioren-)Qualifikationsmeisterschaft in Großrückerswalde statt. Mit nur einer Klasse (Clubklasse) und 20 Teilnehmern blieb der Wettbewerb auch angenehm übersichtlich und familiär, was zur erstklassigen Wettbewerbsatmosphäre beigetragen hat. Ich bin einen Tag früher angereist, um mich mit den örtlichen Gegebenheiten schon einmal aus der Luft und dem Fluggebiet an sich etwas vertraut zu machen sowie um die Wägung (alle Flieger werden vor dem Wettbewerb gewogen und deren Index berechnet) und Dokumentenkontrolle entspannt hinter mich zu bringen. Am ersten Abend konnten wir dann schon die fantastischen Polarlichter bestaunen und die extra aufgestellte Tischtennisplatte einweihen.
Am nächsten Tag ging dann richtig los: Nach einem zeitigen Aufstehen um 6:45 Uhr, einer kurzen Dusche und einem raschen Frühstück mit frischen Brötchen ging es zum Aufrüsten der Flieger, die bis um 10:30 Uhr (Briefingbeginn) im Grid stehen mussten. Im Briefing wurden dann das Wetter und die jeweilige Tagesaufgabe besprochen, die dann schnell in den Rechner einprogrammiert werden musste, bevor dann um 11:45 Uhr das Grid verdichtet wurde und um 12:00 Uhr Startbereitschaft angesagt war. Mithilfe der zwei Winden und insgesamt vier Seilen war ein zügiger Startbetrieb möglich, sodass alle Flieger nach etwa 35 Minuten in der Luft waren. Am ersten Tag führte uns die Aufgabe – eine Assigned Area Task (AAT), bei der es keine fixen Wendepunkte, sondern Sektoren und eine Mindestaufgabenzeit gibt – vom nordwestlichen Bereich des Dresdener Luftraums in Richtung Hof und anschließend wieder zurück nach Großrückerswalde. Der schnellste erreichte dabei eine Geschwindigkeit von 91,6 km/h. Mit 87,3 km/h konnte ich mir den zweiten Platz sichern. Nach dem Putzen, Abbauen und sicheren Verstauen der Flugzeuge in die Hänger ging es dann zum Abendessen und gemütlichen Beisammensein in der Halle bei Tischtennis oder bei der Feuerschale davor. An einigen Abenden wurde auch sehr preiswertes Essen vom Verein angeboten, dann wurde auch schon gemeinsam in der Halle gegessen.
Der zweite Tag startete wieder gleich, auch die Aufgabe war sehr ähnlich zu der am ersten Tag – wieder eine AAT, nur wegen der befürchteten Schauer und Überentwicklungen am Erzgebirge ein bisschen nördlicher gelegen. Aufgrund technischer Probleme musste ich nochmals landen und konnte erst wieder starten, als die Startlinie gerade geöffnet wurde – viel Taktieren beim Abflugzeitpunkt war also nicht an diesem Tag, vor allem da die Bedingungen zum Nachmittag hin immer schlechter werden sollten. Trotzdem und vor allem weil ich auf dem letzten Schenkel eine deutlich südlichere Route wählte als die meisten (und mich damit abfand, auch 0,5 m/s Bärte zu Kurbeln), war ich eine von fünf, die es überhaupt nach Hause schafften, und sicherte mir erneut den zweiten Platz in der Tageswertung. Der Rest wurde dann in zahlreichen Rückholtouren von uns vom Acker eingesammelt.
An Tag 3 gab es zum ersten Mal eine Racing Task mit fest definierten Wendepunkten. Nachdem das Wetter sich entgegen der Prognosen entwickelte, gab es dann noch eine Aufgabe C im Feldbriefing. Wir starteten bei Blauthermik, doch man konnte das gut entwickelte Gebiet beim Eibenstöcker Wald schon deutlich erkennen. Aufgrund der Blauthermik am Platz kam es aber erst mal zum großen Gepulke und Abfluggepoker, vor allem da die Prognosen versprachen, dass das Wetter zum Nachmittag immer besser werden sollte und wir keine Begrenzung der Abflughöhe hatten. Dem war allerdings nicht so, sodass ich meinen Abflugzeitpunkt zu spät wählte und dann leider schon im etwas abbauendem Wetter flog. Während der Hinweg im Blauen schwierig war, ging es unter den Wolken unglaublich gut, bevor man dann den herausfordernden Endanflug antreten musste. Trotz maxmimal gekurbelter Höhe unter den letzten Wolken brauchte ich unbedingt noch eine gute Linie oder einen Bart, mit dem ich die letzten Höhenmeter für den Endanflug erreichen konnte – was nach sehr langem Gleiten durch nahezu tote Luft schlussendlich kurz vor dem Platz glücklicherweise noch geklappt hat.
Tag 4 startete mit viel Wind, zwei Pavillions und ein Zelt mussten auch aus dem Zaun gerettet werden. Trotzdem wurde gegridded und gestartet, die Thermik war gut, aber durch den Wind mit fast 35 km/h am Boden und deutlich mehr in der Luft auch sehr zerissen; zusätzlich kurbelte man auch mit deutlichem Versatz. Die Aufgabe hätte uns zum ersten Mal auf die polnische Seite des Erzgebirges geführt, doch aufgrund zahlreicher Wiederlandungen, von denen einige das starke Lee unterschätzt hatten, wurde der Tag aufgrund von Sicherheitsbedenken neutralisiert. Die nächsten zwei Tage nahm der Wind dann noch mehr zu (und alle größeren Zelte wurden in den Windschatten von Häusern oder Hängern getragen), zusätzlich kamen noch Abschirmungen und Regen, weswegen die nächsten drei Tage ebenfalls neutralisiert wurden. Am Mittwochabend gab es aber noch ein Highlight: das Bergfest – und nachdem der nächste Tag fairnesshalber schon am Abend neutralisiert wurde, wurde auch ordentlich gefeiert. Auch ansonsten war das organisierte Alternativprogram 1A: am ersten Tag wurden selbstgemachte Räucherkerzen hergestellt (dafür ist das Erzgebirge ja bekannt), am nächsten ging es in einen Bergwerkstollen und am Freitag in den Hangar von DHL Express, der einer unserer Hauptsponsoren war.
Samstag war erst relativ spät neutralisiert worden, deswegen blieb der Tag zur freien Verfügung, den wir dann dafür nutzen, in die Therme und Eis essen zu gehen. Sonntag war der letzte Wertungstag und obwohl die Prognosen Überentwicklungen mit Schauern und Gewittern schon ab Mittag vorhersagten, wollte die Wettbewerbsleitung uns noch einen Wertungstag ermöglichen. Deswegen wurde alles zeitlich etwas enger getaktet, damit wir schon früher in der Luft sind. Trotzdem standen die Schauer schon rund um den Platz und auch das erste Gewitter hatte sich östlich des Platzes bei Startlinienöffnung schon gebildet. Die Startlinie blieb dann auch nur etwa 2 Minuten offen, bevor auch dieser Tag aufgrund von Sicherheitsbedenken neutralisiert wurde, was sich im Nachhinein als sehr gut herausstellte: 20 Minuten später und kurz nachdem ich den Deckel des Hängers zugemacht hatte, zog das erste Gewitter über den Platz. Damit war die Wertung entschieden und der Siegerehrung und dem Abschlussabend stand nichts mehr im Wege.
Insgesamt konnte ich den zweiten Platz belegen und habe mich damit für die Deutsche Meisterschaft im nächsten Jahr qualifiziert. Ansonsten bleibt nur zu sagen, dass es ein fantastischer Wettbewerb war mit einem äußerst engagierten Verein, von dem man richtig gemerkt hat, dass sie Lust auf diesen Wettbewerb hatten und ich hoffe, dass dort bald mal wieder einer stattfindet!